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01.05.2014:
Pünktlich zum ersten Mai: Les muguets

Statt irgendwelcher Folgen unsinniger oder humoriger Maistreiche entdeckte ich heute morgen, ganz versteckt hinterm mediterranen Blumenkübel eine Maiglöckchenansammlung. Eigentlich ist sie schon so alt wie der Garten, aber irgendwie war sie in früheren Jahren überdeckt von anderen Frühlingsblühern, sodass ich stets zu spät nachschaute, ob sie blühen. Aber in diesem Jahr ist ja vieles anders. Diesmal habe ich pünktlich zum ersten Mai die Glöckchen entdeckt.
Es war in Paris am ersten Mai, als mir aufging, wie wichtig les muguets sein können. Erster Mai in Paris war stets schrecklich. Denn die tägliche Müllabfuhr fiel aus, aber alle Läden und Restaurants hatten wie üblich den Müll rausgestellt auf die Straße. Nicht immer in Tonnen, sondern in vielen schwarzen Plastiksäcken und Kartons mit allem, was weg sollte. Ein Viel-Gänge-Menue für Vögel, Katzen, Hunde und Nager. Auf dem Gehweg und Asphalt der Straßen stets wilde Konfettischichten aus Essensresten, Papier und Plastik.
Mein Gedächtnis hat diese Eindrücke zwar noch gespeichert, aber abgeschwächt. Viel stärker ist die Erinnerung, dass viele Maiglöckchensträuße verkauft wurden. Zu erstaunlich wenig Geld angesichts der üblichen Blumenpreise. Wunderbarerweise verzichtet die französische Regierung am "fête des muguets" auf Steuern und Gebühren für den Verkauf. Jeder darf die Maiglöckchen anbieten und verkaufen.
Was bleibt? Am zweiten Mai ist morgens um sechs der Müll schon verschwunden. Die Maiglöckchen halten und avancieren 2014 zur Giftpflanze des Jahres ...