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16.08.2014:
Anderer Leute Bett

Früher hieß er Glückspfennig, heute ist es der Glückscent. Oder heißt er nur Cent? Hat er es noch nicht bis zum Glück geschafft? Einerlei, das Zweierstück lag am Fußende des Bettes auf der Matratze. Genau an der Stelle, wo man den Nagel des Großzehs vermutet, wenn der Schläfer auf dem Bauch liegt.
Wie kam er dort hin? Was war der tiefere Sinn, ein Kupferstück ans Fußende zu legen? Hilft Kupfer gegen restless legs? Hatte hier ein Wünschelrutengänger eine gefährliche Kreuzung von Wasser- und Metalladern entdeckt?
Spekulation über Spekulation, denn nichts Genaues weiß man nicht. Hans und Marianne, ein Ehepaar über 60, hatte die Wohnung am Morgen verlassen, und die Heimfahrt angetreten. Wart mal, sagte die innere Stimme, wer weiß denn, ob die beiden wirklich verheiratet waren? Stimmt, fuhr mir durch den Kopf, das kann man nicht sagen. Eines aber doch. Etwas war vorgefallen, denn einer von beiden wechselte zum Schlafen ins Nebenzimmer. Das Centstück-Bett war nicht so oft benutzt worden wie die andere Hälfte des Doppelbetts.
Betten können Geschichten erzählen. In dieser Wohnung könnten davon viele verborgen sein. Im Elternschlafzimmer mit dem Cent-Doppelbett, anschließend das Kleinkinderzimmer mit antikem kleinen und großem Bett, Schaukelstuhl und entspannendem Ausblick auf Samtrasen. Ein Haus von 1690, innen liebevoll restauriert. Mit Geschichten bis dicht unter die Balken. Ganz sicher. Ach ja, die Centstückaffaire ist nur eine davon.