Der Wetterbericht sagte, dass wir die Schönwetterzone gegen Regen und niedrige Temperaturen eintauschen würden an diesem Tag. O ja, die Insel hatte sich rausgeputzt für unseren Abschied. Knallblauer Himmel schon seit dem frühesten Morgen, Sonnenschein in aller Pracht und T-Shirt-Temperaturen. Wer hat da Lust, die Insel zu verlassen? Wir verzichteten auf die Bustour zum Hafen und gingen mit leichtem Gepäck noch einmal durch die Straßen und Gässchen zur Mole. Die Nordsee schimmerte türkisblau, weisse Spitzen an den gekräuselten Wellen - echtes Herzschmerzwetter. Die NOB-Realität holte uns gleich wieder an der Festlandkante ein. Die beiden Kurswagen nach Stuttgart fehlten. Auch sonst war diese Bahn-Gesellschaft ihrem Image, Fahrgäste auf möglichst engem Raum einzupferchen, wieder treu geblieben. Wir beglückwünschten uns, unsere Koffer schon vorausgeschickt zu haben, und erwischten noch die letzten beiden Sitzplätze. Abgesehen davon, dass der ICE nach Hamburg eine interessante Wagenreihung hatte, unangekündigt, und unser Wagen der letzte war, gleich vor unserer Nase, hatten wir doch einen 14-wagelangen Marsch an die Spitze des Zuges und dann wieder retour ans Ende hinter uns. Naja, bei 12 Stunden Fahrt noch eine kleine Bewegungseinheit. Ich hatte mir vorgenommen, die graue Stadt am Meer einzufangen. Da gibt es einen winzig kleinen Augenblick im ICE, an dem man den Segelboothafen erwischen kann. Leider ist das gar nicht so einfach, denn der Zug hat dann noch Tempo drauf - oder war es eher, er hatte schon wieder Tempo aufgenommen? Tja, das war nicht mehr so klar. Also fotografierte ich schon mal los. Immerhin, es war noch sonnig. Aber mehr als ein paar Mastspitzen konnte ich nicht erwischen.
Dann kam der Hafen kurz ins Bild. Nicht von seiner schönsten Seite. Aber das war nun nicht zu ändern. Husum war der Anfang vom Ende der sonnigen Reise. Nein, es hat nicht sofort geregnet. Nein, es zogen auch keine dramatischen Schwarzwolken vorbei. Es wurde schlicht immer grauer. Das Tageslicht durch eine dicke Puderschicht abgefiltert. Himmel, die mit der Erde im Dunst verschmolzen. Dicke Tropfen, die an die Scheiben klatschten.
Der Wetterbericht kann lügen. In Stuttgart war es sonnig, und der Abend in Schwäbisch Gmünd empfing uns mit dem Remsstrand der Landesgartenschau...