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19.05.2016:
Hazzledazzle ...

- oder wenn man gejagt wird - von sich selbst. Gerade beginnen meine Gemütswellen wieder im Normaltakt zu schlagen. Ja, schlagen, denn sanftes Anlanden ist noch immer nicht. Ich habe nämlich die Gabe, mich selber zu verheizen. Durchaus auch ohne Grund, ohne äußeren Anlass. Gut, das ist nicht ganz richtig, denn äußere Anlässe hatte ich reichlich in der Woche vor Pfingsten. Wir sind verreist. Keine große Sache, aber der Anlass war großartig. Maria Sauter, seit acht Jahren Viola-Schülerin bei Thomas, war angetreten, sich im Bundeswettbewerb mit den besten Deutschlands zu messen. Was das im Vorfeld bedeutete? Beim Lehrer die totale Anspannung. Ist es gut, wenn ich sie schon dahin schicke? Wird sie eine geringe Punktzahl verkraften? Kurzum, Maria hat einen ausgezeichneten Platz erreicht, eine sehr gute Performance mit ihrer Klavierbegleitung gegeben, löste alle Lehrerängste auf mit dem Ausbruch nach dem Spiel: "Ich habe Hunger, ich will was essen!" Das war gut gelaufen.
Die Anreise allerdings entwickelte sich zu einer abendfüllenden Sache. Totalsperrung der Autobahn, eine Umleitung ohne Sinn gebende Interpretation, sprich "folge dem Abendstern, der wird dich leiten", durch die Pampa. Wir verbrachten Stunden mit der Suche nach der Straße nach Kassel im Pulk vieler Lkw, die manche Kurve erst nach Millimetermanövern, hin-zurück-vorwärts-zurück, schafften. In den Dörfern, die wir durchquerten, standen Menschen mit einem Sektglas in der Hand auf dem Balkon und prosteten dem unerwarteten Auflauf zu. Statt Ankunft um 20:30 Uhr wurde es Mitternacht. Schon mal versucht, dann noch was zu essen zu bekommen?
Von der Musik der Waggonräder auf den Straßenbahnschienen am Morgen geweckt, ging es zum Frühstück - mit einer reizenden Aussicht, die wechselte am nächsten Morgen. Anderer Platz, neuer Sichtwinkel: sattes Grün und Büsche.
Habe den Tag in einem Café verbracht, weil ich nicht allen Wettbewerbern zuhören wollte. Habe wie eine Verrückte - hier baute sich hazzledazzle auf - am Manuskript und anderen Aufgaben geschafft. Mitten im Kaffeeautomatengezisch, mit vielen Limos aus Maracuja-Estragon-Spezial-Cola, Autolärm, Gesprächen, Kindergekreisch, leckeren Flammkuchen, Rezeptentwicklungen der Café-Köchin ... Warten auf die Wertung.
Das hatte seinen Preis. Zu Hause angekommen waren die Horden von Grillen und Vögel eine willkommene Abwechslung für die Ohren. Jetzt merkte ich, dass ich überhaupt nicht losgelassen hatte, war total überspannt, immer à point, voll da. GRRRRRRR, das war wie ein Stein im Schuh. Nicht groß genug, dass man ihn rausholt, aber so störend, dass es Blasen gibt.
Da stoße ich auf Charlottes Foto, bei dem sie rätselt, wie der Abdruck auf den Stein kommt. Das ist Inspiration für eine neue Geschichte, liebe Freundin. Das war das Geheimzeichen für die Freiheit in ... nein, wird noch nicht verraten, aber man trug es eingebettet in den Holzschuh. Eine steinerne Brücke, die immer daran erinnerte, nicht nachzulassen im Kampf um die Befreiung. Mehr irgendwann.