Es gibt Tage, die sich zu Wochen reihen, in denen ich mich gelebt fühle. Nein, ich bin nicht traurig oder fühle mich benutzt oder ausgenutzt. Aber es sind Tage und Wochen, die von so vielen wichtigen und ernsthaften Aktionen bestimmt werden, dass keine Schreibmuße aufkommt. Das führt bei mir zu Verwerfungen, die ich gar nicht so schnell erkenne. Dann auf einmal stehen sie wie ein grober Klotz im Weg. Ich merke es daran, dass ich muffelig werde. Höre ich da Gelächter im Hintergrund? Ja, auch ich kann muffelig werden. Aber dann kommt ein Augenblick, der alles ändert. Morgens um 5.30 komme ich meine Treppe herunter und schaue auf das Schattenbild an der Decke über dem Kamin. Alle Größen sind verändert. Die "Kette" ist riesig. Eigentlich sind es kleine Eier mit Federn, die noch von Ostern am Fenster hängen. Das Ende der Eierkette ist ein ausgeblasenes Hühnerei, das ipfelig-stipfelig feinst von Hand bemalt einen riesigen Ozeandampfer auf blauem Grund zeigt. Der zweite kleinere Schatten ist eine riesengroße Vase, fast randvoll mit Muscheln in allen Farben und Formen. Selbst gesammelt am Nordseestrand, in der Bretagne und der Karibik. Das alles - dicht bestückt mit Erinnerungen - ist an der Decke zu sehen. Dann fällt mein Blick auf den Esstisch. An ein wunderbares Erlebnis erinnert dieser Strauß. Mitten in heißester Mittagssonne gepflückt von Leonie und Finja. Wir haben Kuchen gebacken im Baustellengarten. Ein großer Sandberg, viele Splitsteinchen und einige Holzpaletten hatten die Fantasie angeregt. Auf der Rutsche, die noch nicht aufgestellt ist, hatte sich eine winzige Wasserpfütze gesammelt. Kinderaugen sind scharf und entdecken alles. "Ich hol mal Wasser!", rief Leonie und besorgt ging ich ebenfalls hinter das Haus. Ich fürchtete, dass sie einen Wasserhahn gefunden hatte. Aber nein, unermüdlich schöpfte sie mit der Hand die kleine Pfütze in der Rutsche leer. Dann wurde Sand gematscht und fest in einem tiefen Blechteller gepresst. Der wurde in den Zwischenraum unter der Oberfläche der Palette in den "Backofen" geschoben, während obendrauf schon der Tisch gedeckt wurde.
Dann musste ich meinen Besuch abbrechen. Die Kinder fanden es nicht schön, aber sie hatten eine Idee: "Wir pflücken dir einen Strauß, dann sind wir immer bei dir!" Und wunderbarerweise ist er nicht verwelkt, dieser Wiesenstrauß, sondern hat eine Woche gehalten. Da sahen wir uns schon wieder. These are days ....