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16.06.2017:
Eine lange Geschichte

Mit einem Wort: stiefmütterlich behandelt! Würde meine Mutter sagen, wenn sie meinen Blaubeerstrauch sehen könnte. Das ist nicht möglich, denn die Dame wäre heute 105 Jahre alt.
Aber zurück zum Blaubeerstrauch. Er begleitet meine gärtnerischen Ambitionen schon viele Jahre. Genau genommen habe ich ihn nach meiner Rückkehr nach Schwäbisch Gmünd eingekauft. Dort zierte er meine Frühstücksterrasse - und fristete ein Dasein wie im Wald. Wenn es regnete, dann bekam er Wasser. Wenn nicht, dann passierte nichts. Nein, ich habe ihn nicht extra ausgelassen bei meinen Bewässerungen. Er versteckte sich unter einer dicht wuchernden rosa Rose, deshalb habe ich ihn oft übersehen. Im Herbst - beim Rückschnitt - Verwunderung: Ach, du bist ja auch noch da. Im Frühling begleitete ich seine ersten Blättchen, dann kam wieder die Rose.
Also, den Busch gibt's nun schon seit zehn Jahren.
"Was willst du denn mit dem Gestrüpp," fragte mich mein Sohn, als ich ihm auftrug, diesen Topf auf meinen Balkon zu tragen.
Gut, dass ich das Gestrüpp mitgenommen habe. Das erste Jahr auf dem neuen Balkon verlief blaubeer-unspektakulär. Er stand zwar im Fokus, der Topf. Auf meinem ewig langen, schmalen Balkon stand er ganz weit hinten an der Mauer. Aber er bekam jetzt öfter Wasser.
Wir haben uns in diesem Jahr entschlossen, dem Balkon eine wohnliche Note zu verpassen. Ist gelungen mit viel Grün- und Blühzeugs. Jetzt gibt es belebte Abschnitte. Die Insekten finden es gut, dass neben dem Riesenkirschbaum noch andere Leckerbissen auf sie warten.
Das Blaubeergebüsch ist lebendig geworden. Und trägt eine ganze Menge Beeren. Meine Lieblinge, die mich immer wieder an die heißen Tage meiner Kindheit erinnern. Vier Jahre alt, an der Hand der Mutter sechs Kilometer hin in den Wald, Blaubeereimer füllen, eine Runde schlafen und dann auf dem heißen Teer der Landstraße wieder sechs Kilometer zurück. Den Bauch wohl gefüllt mit Blaubeeren. Kein Wunder, dass meine Mutter keine Schlafprobleme bei mir kannte.