24.12.2020:
Heilig Abend in Grün
Ja, ja, das hat es natürlich schon immer wieder gegeben, einen 24. Dezember in Grün. Grüne Wiese, die sich den Rechberg hochzieht. Nein, keine grünen Blätter mehr an den Ästen der Laubbäume, die zwischen dunklen Nadelbäumen stehen.
Und doch ist es anders in diesem Jahr. Die Krone, stets ein Zeichen für Hoheit, Herrlichkeit, droht in 2020 verschlissen zu werden im Schreckgespenst Corona. Verdunkelung der Seele durch Einsamkeit, Zurückgeworfensein auf sich, ohne die Spiegelung im Gegenüber. Das macht einsam, zögernd, unsicher, ob man noch der/die ist, die/der man dachte zu sein.
Und dann tun sich neue Begegnungen auf. Ein Telefonat, das sich zum 'sparkling moment' entwickelt, weil der andere an jene Seelen-/Geistesschubladen tippt, die schon lang nicht mehr angesprochen wurden. Ein geistiges Ballspiel, ein Torschuss nach dem anderen. Das war ein Aphorismus, titelt der Aphoristiker, dessen Sammlung ich für die Zeitung bespreche.
Oder die Nachricht, dass meine Weihnachtskarte das Leben hell machte bei einem uralten Freund. Wir begannen mit sechs unsere Schulzeit in der ersten Klasse. Ich liebte den Duft in seines Vaters Schuhwerkstatt, den weisen Vater voll Humor, als ich als borstiger Teenager meine Thesen rauskloppte, die keiner sonst hören wollte. Er aber doch. Ich, die Ahnungslose, dass einer seiner Zwillingssöhne mich mehr mochte, so sehr, dass ich viele Dekaden ahnungslos mein eigenes Leben lebte. Heute tief berührt davon, ein Licht in grauen Zeiten zu sein.
Ein besonderer Heiligabend. Das erste gemeinsame Streichkonzert meiner neunjährigen Bratschistin und ihrer sechsjährigen Schwester, Violine. Zwei meiner Rechberger Enkelinnen ... die Dreijährige steht schon in den Startlöchern fürs nächste Jahr. Zukunftsperspektiven!
Frohe Weihnachten!
... dann wandelte sich das Bild der grünen Weihnacht in dichtem Flockenfall in ein weißes, während diese Tagesnotiz entstand.