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12.04.2021:
So sieht es in meinem Leben aus

Wunderschön, aber wunderschön kraus in einem farbigen glatteren Umfeld. Im großen Ganzen betrachtet eine Vielzahl an Fältelungen, die das Weiß und Grün miteinander verbindet, aber auch von dem schönen glatten Rot der Nicht-Papageientulpen unterscheidet. Mein ganzer Trost ist das glattere Rot, symbolisch für das Schreiben. Leider nur als Randerscheinung. Denn wild überhand nimmt das Papageientulpen-Gekräusel des alltäglichen Normal-Lebens.
Da überstürzen sich grad die Ereignisse. Nicht die äußeren, dafür die unübersichtlichen inneren. Nicht bei mir, dafür um mich herum. Aus langjähriger Harmonie entwickeln sich komplizierte Verhältnisse. Als Außenstehende sind Entscheidungen einfach zu treffen. Die Betroffenen, eingetunkt in alles, seelisch gefesselt, sehen das nicht. Und dann beginnt es. Immer wieder aufs Neue wird auseinandergelegt, werden Wunden geleckt, Schorf über allmählich Verheilendes brutal runtergerissen, damit die Größe der Verletzung noch einmal hingebungsvoll betrachtet und erlitten werden kann.
Sich herausziehen geht nicht. Dafür sind mir die Menschen zu nah und meine Funktion als Seelenpapierkorb schon Institution. Das schlaucht mich. Denn neben allem, was das Leben schon corona-mäßig zu bieten hat, ist das Abgeschnittensein vom pulsierenden Leben, alles nur noch aufs Nötigste zu begrenzen, ein schmerzender Schnitt. Wohin mit der Fantasie, mit den gedachten Welten, den geliebten fiktiven Persönlichkeiten, wenn Impftermin ergattern, Einkäufe planen ... und ... und ... und ... den Takt vorgeben - brrrrrr.
Da widme ich mich erlösend dem Sichtbaren. Zur Enttäuschung meiner Enkel habe ich alle leeren Topapier- und Haushaltsrollen verbraucht. Für meine Tomatenplantage. Himmel, da waren aber viele Körnchen in der Tüte. Echte italienische Samen. Das erinnert mich an meine erste Schwangerschaft. Ich hatte viele Blumensamentütchen ausgesät für den neu anzulegenden Hausgarten. Das Treppenhaus und alle Fensterbretter waren vollgestellt mit Eierschachteln, in denen es wie wild sprießte. Das Pikieren hatte tieferen Sinn. Kein Keimling durfte verloren gehen, denn ich war sicher, wenn ich diese Monsteraufgabe nicht schaffen konnte, wäre ich nicht geeignet, ein Kind groß zu ziehen. War mir leider erst Ende des siebten Monats eingefallen. Tüdelliese, schon immer, aber voller Optimismus!