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10.09.2021:
Reiseabenteuer

Die Deutsche Bahn macht das Reisen zum Abenteuer. Einen Tag vor Abreise erfahren wir am DB-Schalter, dass Abfahrtszeit und Route sich ändern. Den Zug über Nürnberg gibt es nicht mehr. Der DB-Navigator schickte mehrmals stündlich verwirrende Infos: Der Zug fährt heute nicht, der Zug ist wieder erreichbar usw., statt über Nürnberg reisen wir über Stuttgart. Heißt es.
Die Fähre von der Insel startete wieder normal. Kein Niedrigwasser wie an beiden Tagen vorher.
In Dagebüll Mole landeten wir an. Drei Fähren kippten Massen an Rückfahrern aus. Aus Erfahrung wussten wir, das wird stressig, denn die Fahrt ab Dagebüll mit der neg verläuft anders: Reservierungen sind nicht möglich, Kurswagen ein Glücksspiel, ausreichend Wagen für Tourimassen ebenfalls. Einen Wagenstandsanzeiger gibt es nicht. Man baut auf die entschleunigte Haltung der Reisenden am Ferienende.
Da erkennt man die Greenhorns. Die sind ganz hektisch und suchen nach allem, was auf Bahnhöfen zu finden ist hier umsonst, auch das gläserne Wartehäuschen ist nicht mehr da. Aber das brauchen wir nicht, denn Regen ist nicht in Sicht.
Der Zug nähert sich und - oh Wunder, mit Kurswagen nach Hamburg. Nur zweite Klasse, ohne Reservierung, Jagdhundsystem oder first-come-first-serve. Wusste gar nicht, dass ich so zielstrebig sein kann mit Rucksack und Fresstasche, aber ich habe sofort "unsere" Plätze gefunden, unser Koffer ist der erste im Regalfach.
Aufatmen! Dann kommt eine fünfte Klasse mit reichlich Schülern. Na, das kann was werden bis Hamburg! Aber wir werden überrascht. Sie sind wohlerzogen, leise und können eine Menge miteinander und alleine anfangen. Aus Berlin-Neukölln, wie wir aus den Shirts ablesen können. Die drei Begleitpersonen strahlen Ruhe aus, haben ein spannendes Händchen, wenn jemand nervös wird. Einfach in ein Fachgespräch über die Erfahrungen mit Eisenbahnreisen verwickeln. Sofort ists wieder entspannt.
Hatten wir auf der Hinfahrt keine passende Lokomotive in Itzehoe, was zu mehr als einer Stunde Verspätung führte, waren es diesmal die Warteminuten für die Einfahrt auf bestimmte Gleise.
Hamburg mehr als eine Stunde später. Wieder einmal die Reservierung futsch, die wir für die neue Route brauchten. Dann ein Zug via Stuttgart. Die Massen stürmten hinein, weil bekannt wurde, dass alle Reservierungen aufgehoben waren. Ich entschied, wir bleiben zurück. Dann kam ein weiterer Zug als Ersatz, da war ich an vorderster Stelle. Abteil ergattert.
Die Rückreise zog sich hin, die Klimaanlage war sanft, ich entschied mich für einen Fensterplatz. Schlechte Entscheidung, wie sich drei Tage später zeigte: dicker Schnupfen. Irgendwann war sie stärker und eisiger geworden, die Kühlung, was ich nicht merkte im Schlaf.
Später als geplant am Abend dann die Heimkehr, beleuchtet von einem Mond, der etwas schlapp in den Drähten hing.