01.11.2021:
Braun war früher Grün
Herbstliche Farbspiele vor meinem Fenster auf der Insel. Ein wilder Sturm umtoste gestern Nacht um neun das Haus, der stets englisch grüne Lawn heute von braunen Kastanienblättern überzogen. Mittendrin hüpft die hauseigene Amsel, fast unsichtbar, pickt Häppchen aus Birnen am Boden unter licht-blauem Himmel um sechs Uhr dreißig neuer Zeit. Alles so, als wäre nichts geschehen.
Die Welt dreht sich weiter wie bisher, doch ein Mensch fehlt auf der Insel. Uwe, El Masajista, ist gestern gestorben. Uwe, der in den letzten Tagen immerzu davon sprach, nicht mehr zu wollen. Obwohl seine Umgebung - ich gestehe, auch ich - ihn ermunterten, sich nicht hängen zu lassen. Er massierte in seiner Klinik bis zu seinem einwöchigen Urlaub. Scherzte und lachte mit seinen Patienten, während seine Hände nach Knoten und Verspannungen suchten, sie fanden und lösten. Uwe, der immer Rat wusste bei physischen Problemen, dessen Arbeitszimmer man mit neuem Mut verließ.
Uwe gehörte zur alten Garde mit fundiertem Wissen über Körper, Muskeln und Sehnen. Seine simplen Übungen à la Turnvater Jahn, erweitert durch eigene Ideen, werden aktuell als neue Entwicklungen gepriesen, doch Uwe war Trends stets weit voraus.
Jetzt fehlt ein Mensch, sein Können, sein rustikaler Humor, an den man sich immer erst gewöhnen musste. Ein Mann, dessen Augen nichts mehr sahen, dessen Finger und Hände alles erspürten. „Ich bin so allein!“, sein letzter Satz zu mir vor zehn Tagen, sein Leben endete pünktlich mit dem Saisonvertrag.
Braun war früher Grün
Herbstliche Farbspiele vor meinem Fenster auf der Insel. Ein wilder Sturm umtoste gestern Nacht um neun das Haus, der stets englisch grüne Lawn heute von braunen Kastanienblättern überzogen. Mittendrin hüpft die hauseigene Amsel, fast unsichtbar, pickt Häppchen aus Birnen am Boden unter licht-blauem Himmel um sechs Uhr dreißig neuer Zeit. Alles so, als wäre nichts geschehen.
Die Welt dreht sich weiter wie bisher, doch ein Mensch fehlt auf der Insel. Uwe, El Masajista, ist gestern gestorben. Uwe, der in den letzten Tagen immerzu davon sprach, nicht mehr zu wollen. Obwohl seine Umgebung - ich gestehe, auch ich - ihn ermunterten, sich nicht hängen zu lassen. Er massierte in seiner Klinik bis zu seinem einwöchigen Urlaub. Scherzte und lachte mit seinen Patienten, während seine Hände nach Knoten und Verspannungen suchten, sie fanden und lösten. Uwe, der immer Rat wusste bei physischen Problemen, dessen Arbeitszimmer man mit neuem Mut verließ.
Uwe gehörte zur alten Garde mit fundiertem Wissen über Körper, Muskeln und Sehnen. Seine simplen Übungen à la Turnvater Jahn, erweitert durch eigene Ideen, werden aktuell als neue Entwicklungen gepriesen, doch Uwe war Trends stets weit voraus.
Jetzt fehlt ein Mensch, sein Können, sein rustikaler Humor, an den man sich immer erst gewöhnen musste. Ein Mann, dessen Augen nichts mehr sahen, dessen Finger und Hände alles erspürten. „Ich bin so allein!“, sein letzter Satz zu mir vor zehn Tagen, sein Leben endete pünktlich mit dem Saisonvertrag.