Sie zeigt sich noch mal so, wie man sie liebt: Sonne im Aufgang mit dem Versprechen, dass ein schöner Tag alle dunklen Wolken vertreiben wird. Schade und wunderschön zugleich. Schade, weil es der Abfahrtstag ist. Schön, weil es immer wieder solche Farben und Formen gibt und ich es noch einmal sehen konnte. Die ursprüngliche Abfahrt um sechs hätte mir diesen Anblick verwehrt, dafür hätten die Sterne gefunkelt. Die Fähre ist brechend voll, die Wartezeit am windbestürmten Festland-Bahnsteig ohne schützende Möglichkeiten trocken, aber eisig. Die Fähre hat ihre Fahrtzeit fast gehälftelt, Flut und Wind trieben sie schneller voran. Das gibt zusätzliche 20 Minuten in frischer Nordseeluft bis die NEG-Bahn von Dagebüll nach Niebüll oder Naibel kommt. Die Rückreise gibt ausgiebig Möglichkeiten, Bahnhöfe zu studieren. In Niebüll über eine Stunde, in Hamburg laut Plan über eine Stunde. Aber da kommen die Verspätungsminuten in Abzug. Dann sausen die Bilder an den Fenstern vorbei. Bei mehr als 200 Stundenkilometern huscht die Landschaft und vermischt sich mit der Spiegelung des Abteils. Die erste Klasse ist nicht mehr das, was sie einmal war. Keine Stille, keine locker verteilten Fahrgäste. Es ist voll wie zu Stoßzeiten im Regionalverkehr. In Stuttgart: Sechs Minuten vom entfernten Ende des langen Bahnsteigs von Gleis fünf zu Gleis 14 zu gelangen. Ein Problem bei den herausquellenden Massen aus zwei eingefahrenen Zügen. Aufatmen, grade noch den letzten Wagen erwischt. Sonst wärs noch später als halber zehn im Heimatbahnhof geworden.